Motivation
Dieser Barolo Test war einer der schwierigeren Vergleiche von Weinen, die ich seit langem durchgeführt habe. Im Laufe meiner zwei Jahre als Besitzer des online Weinshops „Weinistgeil“ habe ich bestimmt schon 100 Barolos verkostet. Allerdings bin ich nie warm geworden mit diesem Wein. Er gilt zwar als König der italienischen Weine, aber ich habe andere Weine, die ich durchaus lieber trinke. Man muss die Nebbiolo Traube eben mögen.
Der Barolo Test vom Januar 2021
Wir testen heute einen 9,- Euro Barolo gegen einen für 35,- Euro. Jeder, der sich mit Barolos beschäftigt hat, weiß, dass es fast keine trinkbaren Barolos für unter 30,- Euro gibt. Schaut man sich den Aufwand an, den die Winzer in die Herstellung des guten Tropfens stecken müssen, dann weiß man, dass dieser Wein seinen Preis hat. Hinzu kommen die Auflagen, die die Bauern erfüllen müssen, damit der Wein sich dann auch DOCG nennen darf.
Aldi Barolo
Bei dem Wein von Aldi für 9,- Euro handelt es sich um einen Barolo aus dem Jahr 2016. Leider fehlen genaue Angaben, wo die Trauben herkommen sowie welcher Betrieb den Wein abgefüllt hat. Somit liegt der Verdacht nahe, dass Winzer Ihre zweite Wahl Trauben, an einen Hersteller verkaufen und dort eine Art Industriebarolo gemacht wird. Wie man weiß, achten die traditionellen Winzer sehr auf Lage, Höhe und darauf, ob nur Trauben eines Feldes verwendet werden. All dies dient auch als Vermarktungsargument. Der ungeübte Kunde wird sich schwer tun, Unterschiede bei Feldern, Höhen, Jahrgängen, Weingütern usw. zu schmecken.
Somit ist der Aldi Barolo vielleicht ein guter Einstieg in die Welt der Barolos, um die ersten Erfahrungen mit der Nebbiolo Traube zu machen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dies kann dann auch eine negative Erfahrung werden, wenn man sich den billigsten Wein seiner Gattung aussucht.
Barolo Fratelli Ferrero
Der Vergleichswein stammt von einem kleinen Weingut, dass gerade mal 50000 Flaschen pro Jahr herstellt. Es heißt Fratelli Ferrero und hat aber nichts mit der berühmten Ferrero Nutella Familie aus Alba zu tun. Wir haben den Gattera Barolo von 2015 für den Test geöffnet. Man schmeckt sofort die typische Säure der Nebbiolo Traube, aber auch den Tanningehalt. Somit kommt er trocken, nicht zu üppig rüber und ist ein perfekter Begleiter für ein edles Sonntagsessen.
Der Kollege von Aldi hat ähnliche Eigenschaft, allerdings sind diese extrem ausgeprägt. Er ist deutlich trockener und noch säurebetonter mit noch mehr Tanninen. All dies tut dem Wein und seinem Geschmack nicht gut.
Fazit des Barolo Test
Ich persönlich fand den Aldi Wein nicht extrem schlecht. Hingegen die Weinliebhaber auf gängigen Weinforen haben nichts Gutes daran gelassen und fast durchweg schlechte Bewertungen vergeben. Anders bei dem Fratelli Ferrero Wein, der durchweg als bester seiner Zunft bewertet wurde – aber eben auch ein paar Euro mehr kostet.
Nachtrag zum Test (März 2022)
Ein Jahr nach dem ersten großen Barolo Test, haben wir einen noch größeren Test gestartet. Dabei haben vier Weine teilgenommen. Ein Wein von Lidl, einer von Aldi, einer von Edeka und ein Wein aus dem Sortiment von Weinistgeil. Die gute Nachricht vorweg, wir haben den Winzer Barolo von Weinistgeil in der Blindverkostung sofort herausgeschmeckt. Die anderen drei Weine lagen sehr dicht beieinander.
Aldi Barolo
Der erste Barolo ist von Aldi und es handelt sich dabei um den gleichen Barolo, wie wir ihn bereits vor einem Jahr getestet haben, lediglich der Jahrgang ist nun 2017. Der Preis dieses Exemplars liegt um die 9,- Euro. Einen großen Unterschied zum letzten Jahr habe ich nicht geschmeckt. Ein ok Wein mit 14% Alkohol. Leider liegt immer noch keine Information vor, welcher Winzer hinter dem Wein steckt. Aber es ist, wie bei den meisten Diskounter Weinen eben ein Abfüller, der Weine von verschiedenen Winzern in Flaschen füllt. Damit erreicht man natürlich keinen Hochklassigen Wein, kann aber für wenig Geld Einstiegsweine anbieten, die zu mündest trinkbar sind.
Lidl Barolo
Der Barolo von Lidl liegt im selben Preissegment mit unter 10,- Euro und wurde von dem selben Abfüller in Milano in die Flasche gefüllt. Es handelt sich auch um einen Jahrgang 2017 mit ebenfalls 14% Alkohol. Geschmacklich konnte ich beide nicht auseinanderhalten. Die Tannine sind deutlich sogar überdeutlich , fast zu viel. Auch äußerlich waren beide kaum zu unterscheiden. Vielleicht enthalten beiden den selben Wein – wundern würde es mich nicht.
EDEKA Barolo
Etwas anders liegt es mit dem Edeka Wein, der vom Jahrgang 2018 ist. Dieser Wein läuft unter dem EDEKA Brand „Via al Castello“ – die Straße am Schloss. Dieses Wein hat ebenfalls 14% aber nicht ganz so viel Tannine. Man kann schon einen Unterschied zu den beiden anderen Weine herausschmecken. Ich kann allerdings nicht sagen, dass es sich Qualitativ um eine große Verbesserung handelt, aber der Wein ist durchaus trinkbar.
Fratelli Ferrero Barolo
Als Vergleichswein haben wir dann wieder einen Wein von Fratelli Ferrero gewählt. Wieder nicht ganz fair, da der Wein 25,- Euro kostet und wirklich von einem Feld beim Winzer Renato Ferrero stammt. Der Wein war etwas älter nämlich stammte aus dem Jahr 2015, was man dann an der Farbe auch sehen konnte. Auch beim Duft war dieser Wein ganz klar anders. Die Aromen waren deutlich intensiver und eleganter. Man schmeckt Früchte, wie Kirschen und hat natürlich den leichten Geschmack von französischem Eichenholz.
Fazit
Eigentlich komme ich ein Jahr nach unserem letzten Test wieder zum gleichen Schluss: Die Diskounter Weine sind keine Winzerweine. Der Genießer kann sie leicht auseinander halten und die guten Weine schätzen. Trotzdem sind die Weine, die wir hier von den Diskountern und Supermärkten verkostet haben trinkbar. Nicht mehr und nicht weniger. Für jemanden, der grundsätzlich mal wissen möchte, wie so ein Barolo aus Nebbiolo Trauben schmeckt, für den Preis absolut ok.
Nachtrag zum Test (Dezember 2022)
Kurz vor Weihnachten, bot es sich an, wieder Barolos zu testen. Unsere Diskounter hatten auch mal wieder welche im Angebot. Wir haben daraufhin einen unseren Weine dagegen antreten lassen.
Wein 1: Lidl Wein (Mitte-rechts)
Der Lidl Barolo ist der 2018er von dem, den wir bereits im Frühjahr probiert hatten und liegt mit 8,99 Euro am untersten Rand, was man für einen Barolo bezahlen darf. Darunter gibt es keine Barolos. Für mich ist dieser Preis bereits fragwürdig. Der Wein wurde von einem Abfüller in Mailand in Flaschen gefüllt. In der Regel kaufen diese Firmen die ausgebauten Barolo Reste von verschiedenen Winzern oder den Genossenschaften auf. Er enthält 14% Alkohol.
Wein 2: Aldi Wein (Rechts)
Der Aldi Barolo ist auch aus dem Jahr 2018. Genau wie sein Bruder von oben enthält er ebenfalls 14% Alkohol und wurde auch in Mailand abgefüllt. Der Preis ist etwas höher mit 11,99 Euro. Für einen Barolo ist es natürlich viel zu früh den Wein zu trinken. Eigentlich sollte man ihn noch einige Jahre liegen lassen. Trotzdem lässt sich häufig auch bei den jungen Barolos das Potential erahnen bzw. man erkennt schnell, ob er gut ist oder nicht.
Wein 3: Winzerwein von Stroppiana (Mitte-links)
Der Wein stammt von dem kleinen Weingut Stroppiana aus dem Piemont. Anders als bei den beiden anderen Weinen hatte die Winzerfamilie jede einzelne Traube bereits in der Hand. Handmade Wein sozusagen oder eine Weinmanufaktur. Der Wein stammt auch aus dem Jahr 2018 und enthält 14,5% Alkohol. Mit 25,- Euro ist der gute Tropfen auch etwas teurer.
Wein 4: Winzerwein San Giacomo (Links)
Der Wein stammt auch vom Weingut Stroppiana. Der San Giacomo ist im Vergleich zum Leonardo Barolo handgemacht. Es handelt sich um einen Einzellage und er verbringt erst 12 Monate im Barrique bevor er nochmal 12 Monate im großen Holz lagert. Der Unterschied ist klar schmackbar. Der Wein hat mehr Struktur, Charakter, mehr Geschmacksnuancen.
Die Verkostung
Alle Weine wurden zur gleiche Zeit geöffnet und wir haben sie 30 Minuten atmen lassen. Im Glas waren Leonardo und Lidl von der Farbe ähnlich während der Aldi etwas dunkler ist. Alle habe die typische etwas durchsichtige Farbe des Nebbiolo. Direkt nach dem Öffnen war der erste Eindruck vom Aldi Wein brutal – Zu hohe Säuren – zu viel Tannin. Der Leonardo und der Lidl hielten sich gut die Waage, die Unterschiede waren klein. Der Leonardo war aber viel runder mit mehr Nuancen und Geschmackseindrücken. Kein Quantensprung aber deutlich schmeckbar. Den Wein von Aldi haben wir gar nicht mehr ausgetrunken.
Um nun noch einen drauf zu setzten, haben wir den großen Bruder vom Leonardo geöffnet. Der Wein heißt San Giacomo und war deutlich älter, was man auch sofort an der Farbe erkennen konnte. Wir haben die drei Weine dann blind verkostet und es war eindeutig. Der hochwertige Barolo war eine Geschmacksexplosion und wurde auch Minute zu Minute besser. So muss Barolo schmecken.
Im folgenden finden sie eine kleine subjektive Einordnung der vier Weine:
Wein | Anbieter | Jahrgang | Kommentar | Noten |
---|---|---|---|---|
Aldi Barolo | Abfüller | 2018 | Hohe Säure, viel Tannin, flach | Mau |
Lidl Barolo | Abfüller | 2018 | Klare Barolo Noten, trinkbar | OK |
Leonardo | Stroppiana | 2018 | Gut Strukturiert, Mild, rund | Top |
San Giacomo | Stroppiana | 2016 | Holznoten, Charaker, Gute Struktur, Wenig Säure | Spitze |
Die große Barolo Weintour von 2020
Als wir unser Geschäft gestartet haben, war eine der ersten Aktivitäten die Auswahl der richtigen Weingüter. Aus familiären gründen sind wir mit Piemont und den Barolo Weinen gestartet. Hier haben uns Experten eine Liste von ca. 20 Weingütern zusammengestellt, die Wir innerhalb einer Woche besucht haben.
Fratelli Ferrero
Die Barolo Weingüter, die am besten zu uns und unser Konzept gepasst haben, haben wir dann in das Portfolio aufgenommen. Dazu gehört das Weingut Fratelli Ferrero. Der kleine Familienbetrieb wird von Renato Ferrero und seiner dänisch stämmigen Frau sowie seinen beiden Söhnen geschmissen. Jeder hat dort sein Aufgabengebiert. Klein aber fein.
Schiavenza
Das andere Weingut heißt Schiavenza und hat uns überzeugt, durch seine konsequente Umsetzung traditioneller Wein Herstellungs-Methoden. Den Miteigentümer haben wir immer wieder auf allen wichtigen Weinmessen in Europa getroffen. Übrigens gibt es neben dem Weingut auch ein kleines Restaurant/Trattoria, in dem man auch die Barolos probieren kann.
Ettore Germano
Aber auch Weingüter, die wir nicht im Portfolio haben, seien hier kurz erwähnt. Da sei zum einen Ettore Germano erwähnt. Dessen Weingut hatten wir schon vor vielen Jahren besichtigt und einige Flaschen Barolo gekauft. Er gehört mit ca.18 Ha nicht mehr zu den kleinen Winzern und hat sich durch sein großes Portfolio und durch durchgehend gute Qualität einen Namen gemacht.
Massolino
In der gleichen Liga spielt das Weingut Massolino, dessen Besitzer, Franco Massolino, wir vor Ort kennengelernt haben. Dieses Weingut ist so professionell organisiert – besser geht es fast nicht. Von der Weinprobe, über die Begrüßung, aber auch den Messeauftritt auf der ProWein bis hin zur Vermarktung der Weine. Zwar habe ich sie nicht in meinem Sortiment, aber ich halte sie in sehr guter Erinnerung und die Weine sind Top. Auch bekommt er immer wieder einige Auszeichnungen. Anbei Impressionen aus dem Ort Serralunga d’Alba, wo wir das Massolino Team besucht haben.
Oberto
Ein weiteres weitaus kleineres Weingut, das mich auch positiv überrascht hat ist das von Andrea Oberto, die Azienda Agricola Oberto. Mit 80.000 Flaschen pro Jahr konzentriert sich das Familienunternehmen auf Qualität. Ich hätte auch sie mit aufgenommen, hatte aber bereits mein Barolo Kontingent an drei andere Barolo Weingüter vergeben.
Fratelli Seghesio
Das kleine Weingut baut auf 10 Hektar vorrangig Nebbiolo an und produziert so 60.000 Flaschen Wein. Der Familienbetrieb liegt im Herz der Region Lange in dem Ort Monforte d’Alba.
Bosco Agostino
Das Weingut von Andrea Bosco in La Morra umfasst 4 Ha und auch sie produzieren gute klassische Rotweine aus dem Piemont. Deren Grand Cru heißt NEIRANE und lagert mindestens 2 Jahre in verschiedenen Holzfässern.
Dosio
Dosio ist ein etwas größeres Weingut und liegt ebenfalls in La Morra. Alles ist neu renoviert und von dem großen verkostungssaal hat man einen tollen Blick auf die Berge des Piemont. Das Weingut ist 15 Hektar gross und zieht sich von Barolo bis La morra. Man hat es 1974 gegründet und die Weine werden jedes Jahr prämiert.
Bussia Soprana
Dieses Weingut war das erste, dass wir auf unserer Reise besuchen durften. Einer der Besitzer hat uns in dem Verkostungsraum empfangen und uns die große Vielfalt seiner Weine präsentiert. Dazu gab es tolle regionale Snacks. Silvano Casiraghi und Guido Rossi sind die Besitzer und haben inzwischen 20 Hektar Land in Monforte d’Alba und Castiglione Falletto, wo sie die klassischen Piemont Weine anbauen.
Wie ich bereits vorher erwähnt habe, ist der Barolo ein Wein, der eine gewisse Erfahrung erfordert, um ihn zu mögen. Als Wein Neuling sollten sie nicht mit Barolo starten.
Ein Kommentar zu “Barolos im direkten Vergleich”