Motivation
Dieser Barolo Test war einer der schwierigeren Vergleiche von Weinen, die ich seit langem durchgefรผhrt habe. Im Laufe der Jahre als Besitzer des online Weinshops „Weinistgeil“ habe ich bestimmt schon 100 Barolos verkostet. Allerdings bin ich nie warm geworden mit diesem Wein. Er gilt zwar als Kรถnig der italienischen Weine, aber ich habe andere Weine, die ich durchaus lieber trinke. Man muss die Nebbiolo Traube eben mรถgen. Trotzdem ist der Barolo ein toller Wein, den man irgendwann getrunken haben muss.
Jeder, der sich mit Barolos beschรคftigt hat, weiร, dass es fast keine trinkbaren Barolos fรผr unter 30,- Euro gibt. Schaut man sich den Aufwand an, den die Winzer in die Herstellung des guten Tropfens stecken mรผssen, dann weiร man, dass dieser Wein seinen Preis hat. Hinzu kommen die Auflagen, die die Bauern erfรผllen mรผssen, damit der Wein sich dann auch DOCG nennen darf.
Aldi Barolo 2016 (ohne Bild)
Bei dem Wein von Aldi fรผr 9,- Euro handelt es sich um einen Barolo aus dem Jahr 2016. Leider fehlen genaue Angaben, wo die Trauben herkommen sowie welcher Betrieb den Wein abgefรผllt hat. Somit liegt der Verdacht nahe, dass Winzer Ihre zweite Wahl Trauben, an einen Hersteller verkaufen und dort eine Art Industriebarolo gemacht wird. Wie man weiร, achten die traditionellen Winzer sehr auf Lage, Hรถhe und darauf, ob nur Trauben eines Feldes verwendet werden. All dies dient auch als Vermarktungsargument. Der ungeรผbte Kunde wird sich schwer tun, Unterschiede bei Feldern, Hรถhen, Jahrgรคngen, Weingรผtern usw. zu schmecken. Eine andere Variante ist es fertige Weine von schlechten Jahrgรคngen.die sich nicht mehr verkaufen lassen, an Abfรผller zu verkaufen. Das geschieht dann zu sehr niedrigen Preisen.
Somit ist der Aldi Barolo vielleicht ein guter Einstieg in die Welt der Barolos, um die ersten Erfahrungen mit der Nebbiolo Traube zu machen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dies kann dann auch eine negative Erfahrung werden, wenn man sich den billigsten Wein seiner Gattung aussucht.
Barolo Gattera Fratelli Ferrero 2015 (ohne Bild)
Der Vergleichswein stammt von einem kleinen Weingut, dass gerade mal 50000 Flaschen pro Jahr herstellt. Es heiรt Fratelli Ferrero und hat aber nichts mit der berรผhmten Ferrero Nutella Familie aus Alba zu tun. Wir haben den Gattera Barolo von 2015 fรผr den Test geรถffnet. Man schmeckt sofort die typische Sรคure der Nebbiolo Traube, aber auch den Tanningehalt. Somit kommt er trocken, nicht zu รผppig rรผber und ist ein perfekter Begleiter fรผr ein edles Sonntagsessen.
Der Kollege von Aldi hat รคhnliche Eigenschaft, allerdings sind diese extrem ausgeprรคgt. Er ist deutlich trockener und noch sรคurebetonter mit noch mehr Tanninen. All dies tut dem Wein und seinem Geschmack nicht gut.
Ich persรถnlich fand den Aldi Wein nicht extrem schlecht. Hingegen die Weinliebhaber auf gรคngigen Weinforen haben nichts Gutes daran gelassen und fast durchweg schlechte Bewertungen vergeben. Anders bei dem Fratelli Ferrero Wein, der durchweg als bester seiner Zunft bewertet wurde – aber eben auch ein paar Euro mehr kostet.
Aldi Barolo 2017 (ganz rechts)
Der Barolo von Aldi und es handelt sich dabei um den gleichen Barolo, wie wir ihn bereits vor einem Jahr getestet haben, lediglich der Jahrgang ist nun 2017. Der Preis dieses Exemplars liegt um die 9,- Euro. Einen groรen Unterschied zum letzten Jahr habe ich nicht geschmeckt. Ein ok Wein mit 14% Alkohol. Leider liegt immer noch keine Information vor, welcher Winzer hinter dem Wein steckt. Aber es ist, wie bei den meisten Diskounter Weinen eben ein Abfรผller, der Weine von verschiedenen Winzern in Flaschen fรผllt. Damit erreicht man natรผrlich keinen hochklassigen Wein, kann aber fรผr wenig Geld Einstiegsweine anbieten, die zumindest trinkbar sind.
Lidl Barolo 2017 (zweiter von rechts)
Der Barolo von Lidl liegt im selben Preissegment mit unter 10,- Euro und wurde von dem selben Abfรผller in Milano in die Flasche gefรผllt. Es handelt sich auch um einen Jahrgang 2017 mit ebenfalls 14% Alkohol. Geschmacklich konnte ich beide nicht auseinanderhalten. Die Tannine sind deutlich sogar รผberdeutlich , fast zu viel. Auch รคuรerlich waren beide kaum zu unterscheiden. Vielleicht enthalten beiden den selben Wein – wundern wรผrde es mich nicht.
Via al Castello – EDEKA Barolo 2018 (links)
Etwas anders liegt es mit dem Edeka Wein, der vom Jahrgang 2018 ist. Dieser Wein lรคuft unter dem EDEKA Brand „Via al Castello“ – die Straรe am Schloss. Dieses Wein hat ebenfalls 14% aber nicht ganz so viel Tannine. Man kann schon einen Unterschied zu den beiden anderen Weine herausschmecken. Der Wein ist durchaus trinkbar, zumal er um die 17,00 Euro kostet, was fรผr einen Barolo ein richtiges Schnรคppchen ist.
Barolo Pinin Fratelli Ferrero 2015 (zweiter von links)
Als Vergleichswein haben wir dann wieder einen Wein von Fratelli Ferrero gewรคhlt. Wieder nicht ganz fair, da der Wein 25,- Euro kostet und wirklich von einem Feld beim Winzer Renato Ferrero stammt. Der Wein war etwas รคlter nรคmlich stammte aus dem Jahr 2015, was man dann an der Farbe auch sehen konnte. Auch beim Duft war dieser Wein ganz klar anders. Die Aromen waren deutlich intensiver und eleganter. Man schmeckt Frรผchte, wie Kirschen und hat natรผrlich den leichten Geschmack von franzรถsischem Eichenholz.
Eigentlich komme ich ein Jahr nach unserem letzten Test wieder zum gleichen Schluss: Die Diskounter Weine sind keine Winzerweine. Der Genieรer kann sie leicht auseinander halten und die guten Weine schรคtzen. Trotzdem sind die Weine, die wir hier von den Diskountern und Supermรคrkten verkostet haben trinkbar. Nicht mehr und nicht weniger. Fรผr jemanden, der grundsรคtzlich mal wissen mรถchte, wie so ein Barolo aus Nebbiolo Trauben schmeckt, fรผr den Preis absolut ok.
Lidl Wein (Mitte-rechts) 2018
Der Lidl Barolo ist der 2018er von dem, den wir bereits im Frรผhjahr probiert hatten und liegt mit 8,99 Euro am untersten Rand, was man fรผr einen Barolo bezahlen darf. Darunter gibt es keine Barolos. Fรผr mich ist dieser Preis bereits fragwรผrdig. Der Wein wurde von einem Abfรผller in Mailand in Flaschen gefรผllt. In der Regel kaufen diese Firmen die ausgebauten Barolo Reste von verschiedenen Winzern oder den Genossenschaften auf. Er enthรคlt 14% Alkohol.
Aldi Wein (Rechts) 2018
Der Aldi Barolo ist auch aus dem Jahr 2018. Genau wie sein Bruder von oben enthรคlt er ebenfalls 14% Alkohol und wurde auch in Mailand abgefรผllt. Der Preis ist etwas hรถher mit 11,99 Euro. Fรผr einen Barolo ist es natรผrlich viel zu frรผh den Wein zu trinken. Eigentlich sollte man ihn noch einige Jahre liegen lassen. Trotzdem lรคsst sich hรคufig auch bei den jungen Barolos das Potential erahnen bzw. man erkennt schnell, ob er gut ist oder nicht.
Leonardo von Stroppiana (Mitte-links) 2018
Der Wein stammt von dem kleinen Weingut Stroppiana aus dem Piemont. Anders als bei den beiden anderen Weinen hatte die Winzerfamilie jede einzelne Traube bereits in der Hand. Handmade Wein sozusagen oder eine Weinmanufaktur. Der Wein stammt auch aus dem Jahr 2018 und enthรคlt 14,5% Alkohol. Mit 25,- Euro ist der gute Tropfen auch etwas teurer.
San Giacomo von Stroppiana (Links) 2016
Der Wein stammt auch vom Weingut Stroppiana. Der San Giacomo stammt aus einer Einzellage und er verbringt erst 12 Monate im Barrique bevor er nochmal 12 Monate im groรen Holz lagert. Der Unterschied ist klar schmackbar. Der Wein hat mehr Struktur, Charakter, mehr Geschmacksnuancen – und wird besser je lรคnger er geรถffnet ist.
Barolo Riserva von Lidl 2015 (ganz links)
Der Wein stammt aus dem Ort Cossano Belbo im Piemont etwas รถstlich von Alba. Produziert und abgefรผllt wird er von der Firma Cantine di A.VI.P. SPA Milano. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Hanยญdelsยญkelยญleยญreiยญ, die Restbestรคnde der Winzer und Genossenschaften gรผnstig aufkauft und dann abfรผllt. Unser Riserva hat bei Lidl im Onlineversand 19,99 Euro gekostet. Fรผr einen Wein vom Diskounter teuer, fรผr einen Barolo Riserva ein Schnรคppchen. Wir haben ihn in eine groรen Gruppe verkostet und haben ihn einen Stunde vorher geรถffnet, aber nicht dekantiert. Der Wein hat durchaus Tannine und eine nicht zu รผberzogene Sรคurestruktur. Der Wein, den ich direkt verglichen habe, war ein Fratelli Ferrero Pinin ebenfalls 2015 aber kein Riserva. Von dem Riserva habe ich nichts geschmeckt. Eigentlich habe ich keine Holznuancen geschmeckt – gar keine. Der Wein war im Groรen und Ganzen trinkbar, allerdings weit entfernt von einem Barolo Riserva. Am Ende der Verkostung, ca. 2-3 Stunden spรคter, wurde der Wein recht zahm und etwas besser.
I Manenti – Barolo von Lidl 2019 (zweiter von rechts)
Der „I Mananeti“ von Lidl stammt ebenfalls aus dem Onlineshop und dem Jahr 2019. Zwar zu frรผh fรผr einen Barolo, aber trotzdem, wollten wir uns einen Eindruck verschaffen. Im Vergleich zu den anderen Barolos im Test, hat dieser Wein extreme Geschmacksnuancen nach Holz. Man hat den Eindruck die Winzer haben es sogar etwas รผbertrieben mit dem Holz. Das macht ihn geschmacklich fรผr die Barolo Einsteiger schon interessant, da er meines Erachtens viel einfacher zu trinken ist als seine Freunde. Mit 16,99 Euro war er auch nicht gerade gรผnstig. Fรผr mich ein untypischer Barolo, den ich Anfangs fรผr einen Riserva gehalten habe.
Alle Weine wurden zur gleiche Zeit geรถffnet und wir haben sie 30 Minuten atmen lassen. Im Glas waren Leonardo und Lidl von der Farbe รคhnlich wรคhrend der Aldi etwas dunkler ist. Alle habe die typische etwas durchsichtige Farbe des Nebbiolo. Direkt nach dem รffnen war der erste Eindruck vom Aldi Wein brutal – Zu hohe Sรคuren – zu viel Tannin. Der Leonardo, Pinin und Riserva und der erste Lidl, hielten sich gut die Waage, die Unterschiede waren klein. Der Leonardo war aber viel runder mit mehr Nuancen und Geschmackseindrรผcken. Kein Quantensprung aber deutlich schmeckbar. Den Wein von Aldi haben wir gar nicht mehr ausgetrunken. Dazu lagen weiterhin der „Riserva von Lidl“ und der Pinin dicht beieinander. Trotzdem haben die Tester den Pinin von Fratelli Ferrero klar herausgeschmeckt.
Im folgenden finden Sie eine subjektive Einordnung der Weine:
Die groรe Barolo Weintour von 2020
Als wir unser Geschรคft gestartet haben, war eine der ersten Aktivitรคten die Auswahl der richtigen Weingรผter. Aus familiรคren Grรผnden sind wir mit Piemont und den Barolo Weinen gestartet. Hier haben uns Experten eine Liste von ca. 20 Weingรผtern zusammengestellt, die wir innerhalb einer Woche besucht haben.
Fratelli Ferrero
Die Barolo Weingรผter, die am besten zu uns und unser Konzept gepasst haben, haben wir dann in das Portfolio aufgenommen. Dazu gehรถrt das Weingut Fratelli Ferrero. Der kleine Familienbetrieb wird von Renato Ferrero und seiner dรคnisch stรคmmigen Frau sowie seinen beiden Sรถhnen geschmissen. Jeder hat dort sein Aufgabengebiert. Klein aber fein.
Schiavenza
Das andere Weingut heiรt Schiavenza und hat uns รผberzeugt, durch seine konsequente Umsetzung traditioneller Wein Herstellungs-Methoden. Den Miteigentรผmer haben wir immer wieder auf allen wichtigen Weinmessen in Europa getroffen. รbrigens gibt es neben dem Weingut auch ein kleines Restaurant/Trattoria, in dem man auch die Barolos probieren kann.
Ettore Germano
Aber auch Weingรผter, die wir nicht im Portfolio haben, seien hier kurz erwรคhnt. Da sei zum einen Ettore Germano erwรคhnt. Dessen Weingut hatten wir schon vor vielen Jahren besichtigt und einige Flaschen Barolo gekauft. Er gehรถrt mit ca.18 Ha nicht mehr zu den kleinen Winzern und hat sich durch sein groรes Portfolio und durch durchgehend gute Qualitรคt einen Namen gemacht.
Massolino
In der gleichen Liga spielt das Weingut Massolino, dessen Besitzer, Franco Massolino, wir vor Ort kennengelernt haben. Dieses Weingut ist so professionell organisiert – besser geht es fast nicht. Von der Weinprobe, รผber die Begrรผรung, aber auch den Messeauftritt auf der ProWein bis hin zur Vermarktung der Weine. Zwar habe ich sie nicht in meinem Sortiment, aber ich halte sie in sehr guter Erinnerung und die Weine sind Top. Auch bekommt er immer wieder einige Auszeichnungen. Anbei Impressionen aus dem Ort Serralunga dโAlba, wo wir das Massolino Team besucht haben.
Oberto
Ein weiteres weitaus kleineres Weingut, das mich auch positiv รผberrascht hat ist das von Andrea Oberto, die Azienda Agricola Oberto. Mit 80.000 Flaschen pro Jahr konzentriert sich das Familienunternehmen auf Qualitรคt. Ich hรคtte auch sie mit aufgenommen, hatte aber bereits mein Barolo Kontingent an drei andere Barolo Weingรผter vergeben.
Fratelli Seghesio
Das kleine Weingut baut auf 10 Hektar vorrangig Nebbiolo an und produziert so 60.000 Flaschen Wein. Der Familienbetrieb liegt im Herz der Region Lange in dem Ort Monforte dโAlba.
Bosco Agostino
Das Weingut von Andrea Bosco in La Morra umfasst 4 Ha und auch sie produzieren gute klassische Rotweine aus dem Piemont. Deren Grand Cru heiรt NEIRANE und lagert mindestens 2 Jahre in verschiedenen Holzfรคssern.
Dosio
Dosio ist ein etwas grรถรeres Weingut und liegt ebenfalls in La Morra. Alles ist neu renoviert und von dem groรen Verkostungssaal hat man einen tollen Blick auf die Berge des Piemont. Das Weingut ist 15 Hektar groร und zieht sich von Barolo bis La Morra. Man hat es 1974 gegrรผndet und die Weine werden jedes Jahr prรคmiert.
Bussia Soprana
Dieses Weingut war das erste, dass wir auf unserer Reise besuchen durften. Einer der Besitzer hat uns in dem Verkostungsraum empfangen und uns die groรe Vielfalt seiner Weine prรคsentiert. Dazu gab es tolle regionale Snacks. Silvano Casiraghi und Guido Rossi sind die Besitzer und haben inzwischen 20 Hektar Land in Monforte dโAlba und Castiglione Falletto, wo sie die klassischen Piemont Weine anbauen.
Wie ich bereits vorher erwรคhnt habe, ist der Barolo ein Wein, der eine gewisse Erfahrung erfordert, um ihn zu mรถgen. Als Wein Neuling sollten sie nicht mit Barolo starten.
Ein Kommentar zu “Barolos im direkten Vergleich 2023”