Chianti Classico Test – der große Chianti Vergleich

Wir setzen unsere Reihe von Tests von Weinen mit dem „Chianti Classico Test“ fort. Nach unserer Weinreise im August und September 2021 sind wir mit einigen neuen Weinen zurückgekehrt. In diesem Beitrag geht es um Chianti Classico. Classico ist dabei die Eingrenzung aus das ursprüngliche Kerngebiet des Chiantis zwischen Florenz und Siena. Daneben gibt es noch andere Chianti Zonen. Der Classico muss eben auch einige Regeln einhalten, um den schwarzen Hahn tragen zu dürfen. Man findet den Wein auf ca. 10 Hektar und die Anzahl der Betrieb, die Chianti Classico herstellen ist relativ hoch im Vergleich zu anderen DOCG Weinen der Toskana.

Vorstellung der Weine

In unserem Vergleich haben wir vier Weine, alle aus der Chianti Classico Zone, mitgebracht, die wir nun im Einzelnen kurz vorstellen möchten. Zwei der Weine haben wir im Portfolio, ein Wein wurde uns zum Probieren zur Verfügung gestellt und einen Wein habe ich im Supermarkt gekauft. Jahrgang und Preise variieren.


Chianti Classico

Chianti Classico von Cecchi

Starten wir mit dem Supermarktwein vom Weingut Cecchi. Den Wein habe ich in einem deutschen Supermarkt erstanden. Der Preis liegt bei 7-10,- Euro. Wir haben einen Jahrgang 2019 probiert, also eigentlich recht jung. Das Weingut Cecchi ist schon über 125 Jahre alt und gehört zu den Großen in Italien. Sie besitzen Weingüter in ganz Italien uns sind nicht auf die Toskana beschränkt. Man findet die Weine bei EDEKA, Rewe und anderen Supermaktketten.

Der Wein ist zwar jung aber gut trinkbar. Tannine und Säuren waren nicht zu Start und gut ausbalanciert. Ein Wein ohne Ecken und Kanten ganz wie man das von Großwinzern erwartet. Qualität auf gutem Niveau, leicht trinkbar für die Massen. Der Wein enthält nicht nur Sangiovese sondern auch zu 10% Trauben anderer lokaler Rebsorten. Dies macht ihn eben noch trinkbarer.

Lucciano

Der nächste Wein ist der Chianti Lucciano aus dem Jahr 2018. Das Weingut liegt eigentlich in der Nähe von San Casciano, was viel bekannter ist und wo wir auch andere Weingüter besuchen wollten. Auf der Suche nach einer Unterkunft fanden wir den Bauernhof von Familie Lucciano und buchten dort ein Zimmer. Durch Zufall entdeckten wir den Weinbetrieb dort und bekamen eine Führung und natürlich Wein zum Probieren.


Chianti Classico im Vergleich
Vier Chianti Classico s im direkten Vergleich

Der Wein ist in jedem Fall anders als die drei anderen Weine. Während der Carus Vini, der Cecchi und der Montefili dicht beieinander liegen, unterschieden sich Farbe, Geruch und Geschmack leicht von den anderen. Seine Farbe ist Rubinrot mit einem Stich zu Granatrot. Dein Geschmack ist angenehm bitter mit einem eleganten Körper.

Carus Vini im Chianti Classico Test

Die Weine von Carus Vini hatten wir in unsere Portfolio während der Coronakrise aufgenommen. Somit kannten wir das Team und den Besitzer nur über Video Konferenzen. Nun wollten wir sie endlich persönlich kennen lernen.

Der BALDERO ist ein Chianti Classico DOCG. Der Wein besteht natürlich aus Sangiovese Trauben, enthält aber ein wenig Merlot. Hier haben wir es mit einem leicht trinkbaren Rotwein zu tun, der Spaß macht. Der Wein reift nach der Ernte in Stahltanks und er hat 13% Alkohol. Seine Farbe ist Rubinrot. Er duftet nach roten Früchten. Sein Geschmack ist nach Kirschen mit einem Hauch von Vanille. Die Tannine sind vorhanden aber moderat. Ein gut strukturierter Wein.


WeingutAlkoholJahrgangLageKommentar
Montefili13%2017Greve100% Sangiovese, säurebetont
Cecchi14%2019CastellinaJung, gut trinkbar, ohne Ecken und Kanten
Lucciano12%2018Montespertoli angenehm bitter
Carus Vini13%2016San CascianoElegant, ausgewogen
Vier Chianti Classico im Test

VECCHIE TERRE DI MONTEFILI

Der letzte im Bunde ist der Chianti Classico von Montefili aus Greve. Dieser hochklassige Chianti enthält 100% Sangiovese, was ihn dann etwas herber, trockener und säurebetonter macht. Deutlich säurebetonter als die drei anderen Kandidaten. Das Weingut nennt dies „sangiovese in purezza“ und ist stolz aus diese Art von Chianti. Auch die anderen Familienmitglieder gehen in diese Richtung. Dieser Chianti hat 15 Monate im Eichenfass verbracht und reifte danach noch weitere 6 Monate in der Flasche. Am Ende ist das Ergebnis ein herrlich runder, spannender Rotwein.

Fazit

Sollte ich mich persönlich nach diesem Chianti Classico Test entscheiden, würde ich klar zum Carus Vini Chianti greifen. Allerdings muss man etwas vorsichtig mit so spontanen Aussagen sein, denn diese Aussage hängt auch stark vom Essen ab. Alle diese vier Weine würde ich nur zum Essen empfehlen. Aus meiner Sicht sind dies keine Weine, die man entspannt auf der Terrasse oder vor dem Kamin trinkt. Zum klassischen italienischen Essen, zum Beispiel mit Tomaten oder Rindfleisch, sind alle der Weine gute Kandidaten. Auch der Supermarktwein von Cecchi hat sich gut geschlagen und kann mit den Winzerweinen gut mithalten.



Nachtrag (Oktober 2021)

Um den Chianti Classico Test fortzusetzten, haben wir noch zwei weitere Chiantis getestet. Diese zwei Weine gab es bei Aldi in einer Sonderaktion für 4,99 Euro bzw. 5,99 Euro.

Chianti Classico Bio von Valiano

Wein Nummer eins ist ein Bio Chianti aus dem Jahr 2019 mit dem Namen „Le Rocche“, was soviel bedeutet wie die Festung. Das Weingut heisst Fattoria di Valiano ist in Castelnuovo Berardenga südlich von Florenz. Es gehört zu den großen Weingütern mit ca. 70 Ha Anbauflächen. Allerdings gehört es inzwischen zum Piccini Konzern. Mit Wein Manufaktur hat das nichts zu tun. Das kann man dann bei diesen Preisen auch nicht erwarten. Die Frage ist dann immer, ob man den Wein ohne gesundheitliche Schäden trinken kann.

Der Wein ist ein Chianti Classico, hat 13% Alkohol und gehört zum Standardsortiment von Aldi. Der reguläre Preis ist 6,99 Euro – also nicht zu billig für Discounter Verhältnisse. Farbe und Duft waren typisch für Sangiovese, würzig nach Pfeffer und eventuell sogar leichte Holznoten. Der Geschmack ist unspektakulär erdig, die Tannine klar dominant und ein relativ hoher Säureanteil. Trinkbar – aber auch nicht mehr. Übrigens wird die Trinkbarkeit durch den kleinen Anteil an Merlot Trauben verbessert. Wir erinnern uns an den Wein von Montefili, der Sangiovese in purezza ist.


Chianti Tests
Der Vergleich von Chianti Weinen

Chianti vom Weingut Castelsina

Der zweite Wein ist kein Classico, sondern ein einfacher Chianti, ebenfalls von Aldi für nur 4,99 Euro. Der Chianti stammt von dem Weingut Castelsina und heißt Chianti Exquisite Collection. Das Etikett ist beindruckend aufwendig gestaltet. Das macht schon mal etwas her. Das Weingut gehört mit 400 Ha Weinfeldern zu den Großen. Deren Web Auftritt ist leider eher bescheiden. Die Weine sind toskanisch mit einem klaren Fokus auf Chianti bzw. Sangiovese. Allerdings werden auch andere Rebsorten angebaut, die wahrscheinlich zum Verschnitt eingesetzt werden. Es wird auf der Webseite nicht genau gesagt, welche Rebsorten enthalten sind, nur dass man die erlaubte Menge an anderen Sorten zumischt. In aller Regel ist etwas Merlot enthalten.

Der Wein hat ebenfalls 13% Alkohol und stammt genau wie der Classico aus dem Jahr 2019. Der Duft ist kräftig und würzig mit einem Hauch von reifen Waldfrüchten, Geschmacklich Kirsche, dunkle Frucht und rauchige Akzente. Leicht trinkbar, deutlich besser als der Wein Nummer eins.

Beide Weine kann man trinken. Wer nicht besonders anspruchsvoll ist, kann auch diese beiden Aldi Weine zum Essen servieren. Große Freude oder ein WOW Erlebnis kommt nicht auf. Dies können sie nur mit den handgemachten Winzerweinen erreichen, allerdings zu einem deutlich höheren Preis.

Nachtrag zum Nachtrag (Februar 2022) vom Chianti Classico Test:

Bei meinem letzten Einkauf bei Lidl konnte ich wieder nicht an der Weintheke vorbei gehen, ohne einen Wein mitzunehmen. Diemal lächelte mich wieder ein Chianti an, ein Chianti Riserva. Der Wein wird von dem Weingut Corte alle Mura produziert, hat 13% Alkohol und stammt aus dem Jahr 2018. Der Preis lag bei 5-6 Euro. Über das Weingut habe ich nicht viel herausgefunden. Es handelt sich wohl um EGT aus Cetona in der Toskana. Dahinter verbirgt sich die Familie Barbanera, die als großer Weinproduzent Weine aus ganz Italien anbietet.


Chianti Wein im Test
Chianti Test

Das Etikett des Corte alle Mura wechselt ständig selbst bei gleichem Jahrgang. Der Wein wird als Cuvee ausgezeichnet, enthält also neben dem Sangiovese auch noch andere Rebsorten, was man deutlich schmeckt. Der Wein wird dabei etwas lieblicher ohne süß zu werden. Eigentlich ließ sich der Wein angenehm trinken.

Nachtrag (Januar 2023) zum Chianti Classico Test

Und wieder haben wir zwei Chianti Weine miteinander blind verkostet. Um es vorweg zu nehmen. Diesmal war die Übung kinderleicht. Geschmack, Geruch und Farbe waren so eindeutig, dass man den Winzerwein sofort vom Diskounter Wein unterscheiden konnte. Das war nicht immer so einfach – oder mein Gaumen hat sich weiterentwickelt – wer weiss.

Wein 1:

Wein Nummer eins ist ein Chianti Classico von Lidl für ca. 6,- Euro. Der Wein wird von der Familie Sensi unter dem Namen „Casato di Medici Riccardi“ in Lamporecchio abgefüllt. Sensi gehört mit 80 Hektar Weinfläche zu den Großen. Der Wein stammt aus dem Jahr 2020 und enthält 14% Alkohol. Geschmacklich ist er eher flach, klar Sangiovese, ob noch andere Trauben verwendet wurden ist schwer zu erschmecken. Ich denke schon. Ansonsten sind die Säuren klar erkennbar, die Tannine sind vorhanden, aber nicht dominant. Durchschnittswein ohne Höhen und Tiefen.


Der Chianti Classico Test
Zwei Chianti Classico im Vergleich

Wein 2:

Hier haben wir einen edlen Chianti Classico aus dem Hause Vecchi Terre di Montefili gewählt. Das Traditionsweingut versteht sich als Spitzen Chianti Erzeuger und das schon seit langer Zeit. Man ist Vertreter der „Sangiovese in Purezza“ Fraktion und mischt in den Chianti keine anderen Rebsorten. Wir haben diesmal den Jahrgang 2018 verkostet. Etwas zu jung könnte man annehmen, war aber genau richtig. Dunkelrot im Glass, fruchtiges Bouquet und ausgewogenen Tannine. Die Jahrgänge zuvor waren deutlich säurelastiger. Im Jahrgang 2018 sind die Säuren scheinbar gebändigt worden und das ist gut so.

Fazit im Chianti Classico Test

Im Vergleich, der eigentlich kein Vergleich ist hat der Wein 2 von Montifili deutlich besser abgeschnitten. Es gibt keine Kategorie, wo der Lidl Wein nur annähernd an den Wein 2 heranreicht. Für den Verbraucher ist es wahnsinnig schwer nur anhand von Etikett zu entscheiden, ob der Wein gut oder schlecht ist. Der Diskounter Wein ist schon trinkbar, aber im direkten Vergleich mag man dann das Glas gar nicht mehr austrinken, so groß ist der Unterschied. Aber es sind auch deutliche Preisunterschiede 6,- Euro gegen 23,- Euro …entscheiden Sie.

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