Sie haben sicherlich auch schon im Supermarkt gestanden und wussten vor lauter Auswahl nicht, welchen Wein Sie kaufen sollten. Noch schwieriger ist es im Restaurant, da dort meist Zusatzinformationen fehlen und nur der Name des Weins und des Weinguts genannt sind. Etwas einfacher ist es im Online Weinhandel, da hier meist alle wichtigen Informationen auf einer Seite zusammengefasst sind. Wir wollen Ihnen hier ein paar Hilfen geben, schnell den richtigen Wein für Sie zu finden und Weine richtig kaufen zu können.
In unserem ersten Beitrag zu dem Thema, haben wir erklärt, wie man die Etiketten von italienischen Weinen lesen kann. Allerdings war das nur ein Aspekt, da die Weinflasche häufig noch eine Rückseite hat. Ab 2024 sind alle europäischen Weingüter und auch Onlinehändler verpflichtet nicht nur ein paar Basisangaben (wie Lotnummer, Sulfite, Alkoholgehalt …) zu machen, sondern auch Nährwertangaben zu machen, wie wir sie schon seit Jahren von allen anderen Lebensmitteln kennen.
Alle Weine, die im Jahr 2024 produziert werden, müssen dann Angaben wie Energie, Fett, Zucker usw. enthalten. Dies kann über QR Code erfolgen oder tatsächlich auf dem Etikett – wenn das Etikett groß genug ist. Ob Ihnen diese Angaben bei der Kaufentscheidung helfen, weiß ich nicht, aber sicherlich helfen Ihnen folgende Informationen.
Wir gehen im Folgenden auf drei Parameter ein: Alkoholgehalt, Säuregehalt und Restzucker.
Was sagt der Alkoholgehalt aus?
Der Alkoholgehalt gibt Aufschluss über die Reife der Trauben und den Weinstil:
- Höherer Alkoholgehalt (13,5% – 15%): Weine mit hohem Alkoholgehalt stammen oft aus warmen Anbaugebieten, wo die Trauben mehr Zucker ansammeln. Mehr Zucker im Most führt zu höherem Alkohol im Endprodukt. Diese Weine sind oft körperreicher, intensiver und haben ein kräftiges Mundgefühl.
- Niedrigerer Alkoholgehalt (10% – 12,5%): Weine mit weniger Alkohol kommen meist aus kühleren Regionen oder aus frühen Ernten. Sie wirken oft leichter, frischer und haben eine höhere Säure.
Einfluss auf die Kaufentscheidung
- Leichte Weine mit niedrigerem Alkoholgehalt sind oft erfrischend, lebendig und eignen sich gut für den Sommer, leichte Speisen oder Aperitifs. Für Menschen, die sich eher nach moderaten Weinen sehnen oder weniger Alkohol konsumieren möchten, kann dies ein entscheidendes Kaufkriterium sein.
- Kräftigere Weine mit hohem Alkoholgehalt sind körperreicher und intensiver im Geschmack, ideal zu schweren Speisen wie Fleisch oder würzigen Gerichten. Weintrinker, die Weine mit mehr Tiefe und Komplexität suchen, könnten eher zu solchen Weinen greifen.
Einfluss des Alkoholgehalts auf den Geschmack
Alkohol beeinflusst nicht nur die Intensität des Weins, sondern auch dessen Textur und Balance:
- Mehr Alkohol: Der Wein wirkt wärmer, voller und kann süßere Aromen betonen. Gleichzeitig verstärkt Alkohol die Wahrnehmung von Tanninen (bei Rotweinen) und kann den Wein schwerer erscheinen lassen. Sprechen wir von mehr Alkohol, meinen wir Weine mit mehr als 13% Alkohol.
- Weniger Alkohol: Der Wein wirkt frischer, leichter und die Säure kommt stärker hervor. Dies betont oft Zitrusaromen (bei Weißweinen) oder Frische bei Rotweinen, besonders bei fruchtbetonten Weinen.
Unterschiede bei Rotwein und Weißwein
- Rotwein: Rotweine haben in der Regel einen höheren Alkoholgehalt, da sie aus Trauben mit mehr Zucker hergestellt werden. Hoher Alkohol verstärkt die Tannine und verleiht dem Rotwein mehr Körper und Struktur. Ein kräftiger Rotwein mit hohem Alkoholgehalt passt oft zu herzhaften Gerichten.
- Weißwein: Weißweine haben meist einen moderateren Alkoholgehalt. Hier verstärkt Alkohol die Aromen von Früchten und Honig, kann aber auch die Säure etwas abschwächen. Ein Weißwein mit niedrigerem Alkoholgehalt ist oft frischer und spritziger, was gut zu leichten Speisen passt. Liegt der Alkoholgehalt zwischen 11%-13% kann man von einem trockenen Weißwein ausgehen. Ein Weißwein mit weniger vol% wird dann eher halbtrocken, lieblich sein.
Restzucker
Zwei weitere Parameter, die Ihnen bei der Kaufentscheidung helfen könnten sind der Restzuckergehalt und der Säuregehalt. Leider sind diese beiden Größen oft nicht angegeben. Auf dem Etikett findet man sie so gut wie nie, allerdings bei guten Weinhändlern, kann man die Werte auf der Webseite finden.
Was bedeutet der Restzuckergehalt um Weine richtig kaufen zu können?
- Restzucker beschreibt den Zuckeranteil, der nach der Gärung im Wein verbleibt, da nicht aller Zucker in Alkohol umgewandelt wird.
- Je nach Restzuckergehalt kann ein Wein als trocken, halbtrocken, lieblich oder süß eingestuft werden.
Kategorisierung nach Restzuckergehalt (in g/L):
- Trocken: < 4 g/L (oder bis 9 g/L, wenn die Säure hoch genug ist, um die Süße auszugleichen)
Trockenweine haben fast keinen Restzucker und schmecken wenig bis gar nicht süß. Sie wirken frisch und sind oft leicht, was sie zu guten Speisebegleitern macht. - Halbtrocken: 4-12 g/L
Halbtrockene Weine haben einen leichten, kaum wahrnehmbaren Hauch von Süße. Sie sind etwas milder als trockene Weine und passen gut zu leichten Speisen oder würzigen Gerichten. - Lieblich: 12-45 g/L
Diese Weine schmecken merklich süß und eignen sich gut als Aperitif oder zu süßeren Speisen. Oft sind sie auch fruchtbetont. - Süß: > 45 g/L
Süße Weine haben einen hohen Restzuckergehalt, der oft in Dessertweinen zu finden ist. Diese Weine wirken opulent und passen zu süßen oder kräftigen Gerichten wie Käse oder Desserts.
Einfluss des Restzuckers auf den Geschmack
Der Restzucker beeinflusst den wahrgenommenen Geschmack eines Weins stark und hilft Ihnen um Weine richtig kaufen zu können:
- Trocken: Der Geschmack ist knackig und fruchtig, da kaum Süße vorhanden ist. Tannine (bei Rotwein) und Säure (bei Weißwein) kommen stärker zur Geltung.
- Halbtrocken: Leichte Süße macht den Wein weicher und weniger säurebetont. Halbtrockene Weine wirken harmonischer und runder.
- Lieblich/Süß: Ein höherer Restzuckergehalt sorgt für eine deutliche Süße im Mund und kann fruchtige oder honigartige Aromen verstärken. Süße Weine wirken oft reichhaltiger und üppiger, besonders in Kombination mit hoher Säure.
Wie beeinflusst der Restzucker um Weine richtig kaufen zu können?
- Persönlicher Geschmack: Weintrinker, die lieber leichtere, frischere Weine trinken, werden wahrscheinlich trockene oder halbtrockene Weine bevorzugen. Süßere Weine hingegen sprechen Menschen an, die reichhaltige, fruchtige Weine mögen.
- Speisenbegleitung: Der Restzuckergehalt spielt eine Rolle bei der Auswahl von Weinen, die gut zu bestimmten Speisen passen. Trockene Weine sind ideal zu herzhaften Gerichten, während süße Weine sich hervorragend mit Desserts oder Käse kombinieren lassen.
- Alkoholkonsum: Weine mit höherem Restzucker haben oft auch einen geringeren Alkoholgehalt, da bei der Gärung weniger Zucker in Alkohol umgewandelt wurde. Dies könnte für Konsumenten, die weniger Alkohol zu sich nehmen möchten, von Interesse sein.
Restzucker in Rot- und Weißwein hilft um Weine richtig kaufen zu können
- Rotwein: Klassische Rotweine sind oft trocken (Chianti Classico, Barolo) oder halbtrocken (Primitivo), da die fruchtigen und tanninreichen Aromen besser ohne süßen Überhang wirken. Liebliche oder süße Rotweine sind seltener, aber es gibt sie (z.B. Lambrusco).
- Weißwein: Hier sind Weine in allen Süßegraden verbreitet. Trockene Weißweine (Vermentino) sind spritzig und leicht, während süße Weißweine, für ihre intensiven Frucht- und Honignoten geschätzt werden.
Säuregehalt
Der Säuregehalt eines Weins ist ein entscheidender Bestandteil seiner Struktur und beeinflusst maßgeblich den Geschmack, die Frische und das allgemeine Trinkerlebnis. Säure spielt eine zentrale Rolle, da sie den Wein ausbalanciert und ihm Lebendigkeit verleiht. Weine mit einem hohen Säuregehalt wirken spritzig, frisch und lebendig. Dies ist besonders typisch für Weine aus kühleren Anbaugebieten oder für bestimmte Rebsorten wie Riesling oder Sauvignon Blanc. Umgekehrt fühlen sich Weine mit weniger Säure weicher und runder an, sie stammen oft aus wärmeren Regionen, in denen die Trauben mehr Zucker und weniger Säure entwickeln, wie bei Rebsorten wie Merlot oder Grenache.
Geschmacklich sorgt die Säure für Frische und Lebendigkeit, was besonders bei Weißweinen und Schaumweinen für ein spritziges, erfrischendes Mundgefühl sorgt. Bei Rotweinen unterstützt die Säure die Balance zwischen Fruchtaromen und Tanninen. Sie trägt auch zur Balance des Weins bei, indem sie Süße und Alkohol harmonisiert. Ein Wein mit zu wenig Säure kann schwer und flach wirken, während ein Wein mit zu viel Säure als zu sauer oder unausgewogen empfunden wird. Zudem spielt die Säure eine wichtige Rolle für die Haltbarkeit von Weinen, insbesondere bei Weißweinen wie dem Riesling, die ein großes Alterungspotenzial besitzen. Die Säure stabilisiert den Wein und hilft, ihn über Jahre reifen zu lassen.
Für die Kaufentscheidung ist der Säuregehalt ebenfalls von Bedeutung. Weintrinker, die eine Vorliebe für frische, spritzige Weine haben, werden eher zu Weinen mit höherer Säure greifen, während Liebhaber weicherer, runder Weine Weine mit weniger Säure bevorzugen. Die Speisenbegleitung spielt ebenfalls eine Rolle: Weine mit hoher Säure eignen sich gut für fettige oder reichhaltige Gerichte, da sie die Fettigkeit ausgleichen und die Aromen aufhellen. Niedriger säurehaltige Weine passen besser zu weniger intensiven, leichteren Gerichten.
Die Bedeutung der Säure unterscheidet sich auch zwischen Rot- und Weißweinen. Weißweine sind meist säurebetonter, was ihre Frische und Lebendigkeit unterstreicht, besonders bei Rebsorten wie Riesling, Sauvignon Blanc oder Chardonnay aus kühleren Regionen. Rotweine hingegen haben oft einen geringeren Säuregehalt, da ihre Tannine eine größere Rolle spielen. Dennoch ist Säure auch bei Rotweinen wichtig, um die Struktur des Weins zu unterstützen und ihn lebendig erscheinen zu lassen. Sorten wie Pinot Noir oder Sangiovese haben oft mehr Säure als vollmundige Rotweine wie Merlot oder Shiraz, die weicher und fruchtiger wirken.
Der Säuregehalt eines Weins ist also ein wesentlicher Hinweis auf dessen Frische, Struktur und Alterungsfähigkeit. In Verbindung mit Zucker, Tanninen und Alkohol beeinflusst die Säure das Gesamterlebnis des Weins und sorgt dafür, dass er ausgewogen und angenehm am Gaumen wirkt. Die Entscheidung, welchen Wein man bevorzugt, kann stark vom Säuregehalt abhängen, je nachdem, ob man einen erfrischenden, spritzigen oder einen weicheren, runden Wein bevorzugt.
Fazit zu „Weine richtig kaufen“:
Der Alkoholgehalt ist ein hilfreicher Indikator für den Weinstil und beeinflusst das Geschmackserlebnis. Ein höherer Alkoholgehalt steht oft für kräftige, komplexe Weine, während ein niedrigerer Alkoholgehalt auf leichtere, frischere Weine hinweist.
Der Restzuckergehalt gibt wesentliche Hinweise auf die Süße und den Stil des Weins. Von knackig trocken bis üppig süß – er beeinflusst den Geschmack und das Mundgefühl und kann sowohl die Kaufentscheidung als auch die Speisenwahl stark beeinflussen.
Der Säuregehalt eines Weins gibt uns wichtige Hinweise auf die Frische, Struktur und Alterungsfähigkeit des Weins. Er ist entscheidend für die Balance im Wein und beeinflusst das Geschmackserlebnis maßgeblich. Weintrinker können anhand des Säuregehalts entscheiden, ob ein Wein erfrischend und spritzig oder weich und rund im Mundgefühl ist.