In diesem Blog Beitrag „Primitivo Test“ möchten wir Ihnen einige ausgewählte Primitivo Weine vorstellen und versuchen die Unterschiede herauszuarbeiten. Die Weine stammen von unterschiedlichen Weingütern und unterscheiden sich durch Lage, Böden, Qualitätsstati, Süßegrad und Anbauart.
Wir werden versuchen diesen Blog stetig zu erweitern in dem wir mehr und mehr Primitivos hinzunehmen und darüber berichten.
Der Primitivo
Primitivo gehört in Deutschland inzwischen zu einer der beliebtesten italienischen Weinsorten, oder sogar zu den beliebtesten Weinen überhaupt. Das war nicht immer so. Durch den Namen im Deutschen schreckt er auf den ersten Blick ab. „Primitiv“ = einfach zu simple. Zwar ist der Primitivo ein einfacher Wein, dem häufig die Komplexität anderer Weine fehlt, aber auch das ändert sich langsam. Es gibt durchaus sehr aufwendig und gut gemachte Primitivos, aber dazu später mehr.
Zahlen, Daten, Fakten des Primitivo Test
Schaut man nach Apulien, dort wo der Primitivo angebaut wird, ist diese Rebsorte, die mit Abstand häufigste. Man findet dort Primitivo Trauben auf ca. 12.000 Ha Anbaufläche. Dies entspricht ungefähr 2 Mio Hektolitern Wein. Davon entfallen ca. 182.000 Hektoliter auf DOC/DOCG Primitivo Weine in Apulien. Jetzt muss man allerdings dazu sagen, dass die meisten Primitivos als IGT Weine verkauft werden. Es gibt nur zwei Primitivos, die den DOC Status haben:
- Primitivo di Manduria DOC
- Primitivo di Manduria Dolce DOCG
Von diesen beiden Sorten findet man also 182.000 Hl Wein in Italien. Worin liegt also der Unterschied zwischen diesen Primitivos ? Normalerweise finden Sie auf den Etiketten des Weins ein Primitivo IGT oder ein Primitivo Salento IGT. Dies sind die Qualitätsweine mit dem ersten oder einfachsten Standard in Italien. Auch hier können sich ausgezeichnete Weine befinden. Allein die Tatsache nicht in Manduria zu sitzen, bedeutet nicht dass, man schlechteren Wein produziert. Es beginnen inzwischen einige kleine Winzer in Apulien hochwertigen Bio Primitivo Wein zu produzieren. Auch wir von Weinistgeil haben zwei Winzer getestet und danach einen ins Programm aufgenommen. Allerdings gibt es in Apulien noch nicht viele Bio zertifizierte Betriebe. Wenn Sie mehr über biologischen Weinbau lesen möchten, schauen sie hier.
Primitivo di Manduria
Der DOC Primitivo muss aus Manduria kommen. Nur dann darf er sich DOC Wein nennen. Er trägt dann die Bezeichnung Primitivo di Manduria DOC. Die Rahmenbedingungen diesen Wein herzustellen sind etwas strikter als bei IGT Wein. Der Primitivo di Manduria DOC muss 85% Primitivo Trauben enthalten. Die restlichen 15% müssen lokale Trauben aus der Region sein. Ferner ist der Höchstbetrag Wein pro Hektar limitiert. Er darf 63 Hektoliter pro Ha nicht überschreiten. Bei den IGT Primitivos ist das auch mal leicht das dreifache. Und genau das macht dann auch einen großen Teil der Qualität aus. In vielen Fällen ist der Primitivo di Manduria noch dunkler, noch fruchtiger und manchmal auch lieblicher. Es dürfen bis zu 18 g Restzucker pro Liter in dem Wein sein. Weine bis zu 12g/l laufen in der Regel als trockene Weine.
Der Primitivo Test
Damit können wir aus schon zu unserem eigentlichen Primitivo Test kommen. Wir haben 8 Primitivos ausgesucht. Davon ist einer ein Bio Primitivo. Dazu kommen noch zwei Primitivo di Manduria DOC. Ist es jetzt fair die beiden Weingruppen unterschiedlicher Qualitätsstufe miteinander zu vergleichen? Ja und nein. Unser Ziel ist es ja Ihnen die wesentlichen Unterschiede näher zu bringen und uns geht es gar nicht darum den besten und den schlechtesten Wein zu küren. Dafür gibt weitaus professionellere Kollegen und Gremien.
Kriterien
Im übrigen gibt es noch ein Kriterium, dass wir nicht berücksichtigen bzw. wir haben keinen Wein dieser Art im Test Portfolio: den Riserva. Die Riserva Weine dürfen sich so nennen, wenn sie mindestens noch 2 Jahre reifen und davon 9 Monate im Holzfass waren. Wir werden in einem fortführenden Blogbeitrag näher darauf eingehen.
Kandidaten | Qualitäts- stufe | Bio | Alkoholgehalt in vol% | Ausbau- art |
Primitivo Puglia von Lidl | IGT | nein | 13 | Stahl |
PavoNero Primitivo di Manduria von Aldi | DOC | nein | 14,5 | Stahl |
TERRAME | IGT | nein | 14 | Stahl |
QVID | IGT | nein | 14 | Stahl |
Patu | IGT | nein | 14,5 | Stahl |
Ponteviro | IGT | ja | 13,5 | Holz |
AD HOC | DOC | nein | 14,5 | Holz |
ACINORE | DOC | nein | 15 | Holz |
Der Vergleich
Allein die obige Tabelle zeigt ihnen bereits Vieles auf. Wollen Sie eine Wein, den Sie jeden Tag zum Essen trinken können, dann wählen Sie den Terrame oder den Quid. Beide sind fruchtig, typische Primitivos und nicht zu süß. Der Patu schließt sich dem an, ist allerdings etwas kräftiger, aber ebenfalls ein guter Begleiter zum Essen.
PonteViro von Michele Biancardi
Der Ponte Viro hat durch seine Lagerung im Holzfass noch eine besondere Note und hebt sich geschmacklich deutlich von den drei Freunden vorher ab. Diesen Wein kann man auch gut zum Essen trinken, ist aber eher etwas für den Sonntag. Danach folgt der Ad Hoc. Haben Sie direkt vorher die anderen Weine gekostet, wird der Ad Hoc Ihnen unter Umständen zu süß erscheinen. Fakt ist, es ist ein trockener- halb-trockener Primitivo di Manduria, den Sie ganz gemütlich auf dem Sofa genießen können. Ich persönlich trinke ihn nicht zum Essen, aber er ist ein gut gemachter Primitivo di Manduria zum sehr guten Preis. Der letzte im Bunde ist der Acinore. Schon beim Eingießen in das Glas merken Sie den Unterschied. Der Wein ist noch dunkler, noch kräftiger und noch runder als all die anderen Weine vorher. Er hat aber nicht die Süße, die der Ad Hoc vorweist und ist somit ein durchweg gelungener Wein. Allerdings hat dieser Wein auch seinen Preis. Er ist deutlich teurer als all die anderen Weine, aber man schmeckt den Unterschied. Ein Wein für einen besonderen Anlass.
Wir von Weinistgeil haben all diese Weine auch zu einem Probierpaket zusammengefasst, dass Sie natürlich in unserem Shop Online kaufen können. Auch haben wir noch einen interessanten Blog Artikel verfasst, in dem wir auf einige typische Fragen rund um den Primitivo eingehen.
Quid von Giustini
Im Nachgang hatte ich noch einen weiteren Primitivo getestet. Dabei habe ich den „Puro“ von Michele Biancardi direkt gegen den QUID von Tenuta Giustini probiert. Der Puro ist ein Bio-Primitivo mit einem Hauch an Nero di Troia Trauben. Das Ergebnis ist verblüffend. Während ich bei der Einzelverkostung den Puro als Primitivo abgetan hatte, konnte ich nun im direkten vergleich den Wein richtig schätzen. Er hatte einfach einen sehr eigenen aber super angenehmen Geschmack, der den QUID, lediglich wie einen einfachen Primitivo aussehen ließ. Jedem Primitivo Liebhaber sei deswegen geraten, einen Blick auf diesen Bio- Primitivo zu werfen. Und wer dann noch einen Hauch von Holz schmecken möchte, der sollte dann zum „Ponte Viro“ greifen.
Primitivo Puglia von Lidl:
Der Wein stammt aus dem Jahr 2021, hat 13% Alkohol und kostet 2,99 Euro. Das ist die Preisliga, vor der ich Sie immer gewarnt hatte. Es hat sich wieder einmal bestätigt. Ein dünnes Süppchen. Da ich alle drei Weine gleichzeitig verkosten durfte, ist der Unterschied enorm. Schon die Farbe ist deutlich heller als die der drei anderen Kandidaten. Der Wein verströmt kaum einen wahrnehmbaren Duft und der Geschmack ist flach.
QUID Primitivo Salento:
Ein Primitivo für 7,99 Euro, aus dem Jahr 2021 und 13,5% Alkohol. Dies ist auch wenig für einen Primitivo, aber hier hat man klare Strukturen von Primitivo und der Fruchtigkeit dieser Rebsorte. Ein Wein, der nicht süß ist und sich gut zum Essen trinken lässt – ein Wein für jeden Tag.
Patu Primitivo Salento im Primitivo Test:
aus dem Jahr 2021 für 9,99 Euro und 14,5% Alkohol. Hier merkt man eine Quantensprung. Der Wein ist kräftig Dunkelrot im Glas und könnte ein Primitivo die Manduria sein. Er ist wahrscheinlich ein wenig lieblicher als der QUID aber immer noch ein trockener Rotwein, den man sowohl zum Essen genießen kann als auch als Entspannungswein auf dem Sofa.
Primitivo di Manduria von Aldi:
mit dem Namen PavoNero. Hier erhält man für 5,99 Euro einen trinkbaren Wein, vergleichbar mit unserem Patu. Der PavoNero hat ebenfalls 14,5% ist allerdings von einem Abfüller aus der Toskana in die Flaschen gefüllt worden. Die Trauben stammen dann normalerweise von vielen Winzern, die Ihre Reste an Großabnehmer und industrielle Weinhersteller verkaufen. Also ohne es genau zu wissen ist die Traubenqualität fragwürdig, aber der Wein mutet wenigstens trinkbar an. Er ist als halbtrocken deklariert – wahrscheinlich gerade an der Grenze. Würden Sie jetzt im Vergleich einen Winzerwein aus Manduria probieren, würden Sie den riesigen Unterschied an Fülle, Tiefe und Fruchtigkeit beobachte.
Fazit vom Primitivo Test:
Testsieger aus dieser Gruppe ist eindeutig der PATU vom Weingut Tenuta Giustini, die seit diesem Jahr nur noch Giustini heißen. Danach würde ich den Primitivo di Manduria sehen, auch wenn der Vergleich unfair ist, denn in den „di Manduria“ DOC Weinen muss per Definition viel mehr Traube pro Liter enthalten sein als im herkömmlichen Primitivo di Salento. Dann folgt der QUID und weit abgeschlagen, fast gar nicht bewertbar der Lidl Primitivo.
Ein Kommentar zu “Der große Primitivo Test”